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So wählen Sie die richtigen Sicherheitsschuhe aus

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Sicherheitsschuhe gehören zu den persönlichen Schutzausrüstungen (PSA). Daran sind besondere Anforderungen gestellt, deren Erfüllung der Arbeitgeber sicherstellen muss. Wie wählt man die richtigen Sicherheitsschuhe aus und wer muss eigentlich die Kosten hierfür übernehmen? Wir haben das Wichtigste zusammengefasst.

Wer muss Sicherheitsschuhe stellen?

In der letzten Ausgabe hatten wir eine ausführliche Entscheidungshilfe für Sie zum Thema Arbeits- und Schutzkleidung. Jetzt führen wir dieses Thema fort und schauen explizit auf die Auswahl von Sicherheitsschuhen.

Sicherheitsschuhe sind ein Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstungen am Arbeitsplatz. Sie sind nach § 3 Abs. 3 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und § 2 PSA-Benutzungsverordnung (PSA-BV) vom Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen und zu bezahlen. Darüber hinaus ist in den §§ 29 – 31 DGUV Vorschrift 1 auch geregelt, dass PSA vom Unternehmer zur Verfügung zu stellen ist.

HINWEIS: Wer PSA tragen muss

Die DGUV Vorschrift 1 spricht davon, dass PSA den Versicherten zur Verfügung zu stellen ist. Damit sind nicht nur Arbeitnehmer gemeint, sondern alle Versicherten, zum Beispiel auch Schüler, Praktikanten, Studenten, Ehrenamtler usw.! Laufen Sie nicht in diese Falle und lassen Sie Schülerpraktikanten oder andere Versicherte ohne PSA in Ihrem Betrieb arbeiten. Das kann teuer werden!

Aus gutem Grund verlangen die Unfallversicherungsträger dies von den Unternehmen, denn Untersuchungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV) haben ergeben, dass bei rund 18% aller Arbeitsunfälle in Handwerk und Industrie Füße und Knöchel besonders betroffen sind. Die Arbeitsschutzexperten von KUECK Industries treffen immer wieder Beschäftigte an, die keine Sicherheitsschuhe tragen.

Praxisbeispiel: Folgen des Fehlens von Sicherheitsschuhen

Der Küchenchef einer Hotelküche trägt Turnschuhe aus Netzstoff. Die Sicherheitsschuhe seien ihm zu unbequem, so seine Erklärung. Beim Überkochen der Friteuse läuft ihm heißes Fett über den Schuh und dringt durch den Netzstoff schnell in den Schuh ein. Er erleidet schwere Verbrennungen am Fuß. Sicherheitsschuhe hätten das Eindringen ausreichend lange verhindert, sodass er in gesicherter Stellung den Schuh hätte ausziehen können. Ein Schaden wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht entstanden.

Welcher Sicherheitsschuh ist der Richtige?

Diese Frage wird den Fachkräften für Arbeitssicherheit von KUECK Industries immer wieder gestellt. Die Antwort ist immer die gleiche: „Das kommt darauf an, was Ihre Gefährdungsbeurteilung dazu sagt.“ Die vielen Abkürzungen und Klassifizierungen von S1 über S1P ESD bis hin zu S5 sind für Laien nur sehr schwer durchschaubar. Deswegen kann dieser Artikel die Gefährdungsbeurteilung nicht ersetzen, aber einen ersten Anhaltspunkt geben. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht über mögliche Gefährdungen, Einwirkungen und Auswahlkriterien:

Fußgefährdungen Auswahlkriterien für richtige Sicherheitsschuhe

Schuhe haben Sicherheitsklassen.

Die Anforderungen an Sicherheitsschuhe sind in der DIN EN ISO 20345 mit der Abkürzung für Sicherheitsschuhe „S“ definiert. Sicherheitsschuhe schützen die Füße vor den oben genannten Gefahren. Dem gegenüber stehen Arbeitsschuhe nach DIN EN ISO 20347 für Berufe ohne mechanische Risiken mit der Abkürzung „O“).

Sicherheitsschuhe in Schutzklassen eingeteilt, die folgenden, aufeinander aufbauenden Mindestanforderungen entsprechen:

  • S1: Zehenschutzkappe (200 Joule) + antistatisch + kraftstoffbeständig + Energieaufnahme im Fersenbereich + Fersenbereich ist geschlossen.
  • S1P: wie S1 + durchtrittsichere Sohle
  • S2: wie S1 + kein Wasserdurchtritt für mehr als 60 Minuten
  • S3: wie S2 + durchtrittsichere Sohle + profilierte Laufsohle
  • S4: wie S2 + kein Wasserdurchtritt
  • S5: wie S2 + durchtrittsichere Sohle + profilierte Laufsohle + kein Wasserdurchtritt

Buchstabenkombinationen wie beispielsweise A für Antistatik, C für Leitfähigkeit oder P für Durchtrittsicherheit ergänzen diese Schutzklassen.

Was sind ESD zertifizierte Sicherheitsschuhe?

In manchen Unternehmen können auch elektrische Gefahren zum Alltag gehören und dann gibt es eine Reihe von Anforderungen, welche die EN ISO 20345 an Sicherheitsschuhe stellt. Auf Basis des sogenannten Durchgangswiderstands werden die Schuhe in folgende drei Formen aufgeteilt:

  • leitend
  • antistatisch
  • isolierend

Dabei kommen dann weitere Normen ins Spiel wie beispielsweise die DIN EN 61340-5-1, welche sich mit der elektrostatischen Entladung (ESD) von Sicherheits- und Berufsschuhen und dem “Schutz von elektronischen Bauelementen gegen elektrostatische Phänomene” beschäftigt. Schuhe, die diese Anforderung erfüllen (müssen) sind mit einem gelben Button mit der Aufschrift ESD gekennzeichnet.

Der Sicherheitsschuh muss passen, nicht der Preis?

Natürlich können Sie den Schuh alleine nach der Schutzklasse und dem Preis auswählen. Davon raten die Arbeitsmediziner von KUECK Industries ab. Ein solcher Schuh wird bei einer Vollzeitstelle an rund 40 Stunden in der Woche getragen. Passen Sohle und Fußbett nicht zum Menschen, kommt es schnell zu einer Entzündung im Fußbereich. Die Arbeitsunfähigkeit (AU) ist nicht selten die Folge. Der durchschnittliche AU-Tag in Deutschland kostete 2022 rund 125,00 € an reiner Lohnfortzahlung. Damit ist ein passendes Paar Sicherheitsschuhe schnell gekauft. Ist der Schuh defekt, muss er getauscht werden, sofort. Eine Limitierung der Arbeitnehmer auf ein paar Schuhe pro Jahr oder einen bestimmten Preis (und den Rest müssen sie selber zahlen) ist nach § 3 ArbSchG unzulässig.

Reicht ein paar Sicherheitsschuhe aus?

Auch diese Frage sollten Sie sich stellen. Schuhe, die 8 Stunden am Tag getragen werden, werden feucht und müssen trocknen. Am nächsten Tag in den feuchten Sicherheitsschuh zu steigen ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu entzündlichen Erkrankungen an den Füßen führen. Die Folge kann dann wieder die AU sein.

Deswegen empfehlen die Arbeitsschützer und Betriebsärzte von KUECK Industries, die Beschäftigten mit zwei Paar Schuhen auszurüsten. Damit ist der tägliche Wechsel gut umsetzbar. Bei zwei Paar Schuhen verlängert sich dann logischerweise auch die Verwendbarkeitsdauer.

Fazit

Das Stellen von Sicherheitsschuhen ist Aufgabe des Arbeitgebers. Dieser muss auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung die geeigneten Sicherheitsschuhe bereitstellen und bezahlen. Das gilt bei entsprechenden Gefährdungen ab dem ersten Arbeitstag. Aus wirtschaftlichen Gründen empfiehlt es sich, bei der Auswahl nicht den Preis in den Vordergrund zu stellen. Die Arbeitsschutzexperten von KUECK Industries helfen bei der Erstellung der Gefährdungsbeurteilung und Festlegung der richtigen Schutzklassen.

Haben Sie noch Fragen oder Anmerkungen rund um das Thema Sicherheitsschuhe? Wir freuen uns über Ihren Kommentar!

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